Geistlicher Impuls für den Monat Juli 2021

Über das rechte Schenken – oder: der fröhliche Geber

Liebe Leser/innen,

vor Kurzem hat mich ein Abschnitt aus der Heiligen Schrift sehr bewegt. Ich habe mich dazu entschlossen, dass ich die Worte, die mich beim Lesen und Hören bewegt und angesprochen haben, in dem geistlichen Impuls dieses Monats mit Ihnen zu teilen.


Zunächst zu dem Bibeltext. Im zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth heißt es im 9. Kapitel:

„Denkt daran: Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten; wer reichlich sät, wird reichlich ernten. Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber. In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, so dass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht und ihr noch genug habt, um allen Gutes zu tun, wie es in der Schrift heißt: Reichlich gibt er den Armen; seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer. Gott, der Samen gibt für die Aussaat und Brot zur Nahrung, wird auch euch das Saatgut geben und die Saat aufgehen lassen; er wird die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen. In allem werdet ihr reich genug sein, um selbstlos schenken zu können; und wenn wir diese Gabe überbringen, wird sie Dank an Gott hervorrufen.


Wie wirkt dieser neutestamentliche Abschnitt auf Sie? Nehmen Sie sich einen Moment dafür, um dem, woran uns der Apostel Paulus erinnert und gleichermaßen ermahnt, nachzugehen und nachzuspüren!

Wussten Sie, dass Sie reich sind, „reich genug, um selbstlos schenken zu können“? Ich verstehe den Reichtum, von dem Paulus hier schreibt, nicht im Sinne von irdischen Gütern als vielmehr an himmlischen Gütern. Paulus weist uns in diesem Kontext darauf hin, dass Gott „Gaben über uns ausschütten kann“, sodass wir „alles Nötige ausreichend zur Verfügung“ haben, sogar so viel davon, dass wir noch „genug haben, um allen Gutes zu tun“. Diese Gaben des Geistes Gottes wurden uns in der Taufe und der Firmung bereits geschenkt. Ich denke, wir haben ein Leben lang Zeit, dass sich diese von Gott geschenkten Gaben in uns entfalten können.

Ich bin jedoch auch davon überzeugt, dass wir als Christ/in diesem Geschenk Gottes nicht genügen, wenn wir diese Gaben nur für uns behalten würden. Dafür sind sie in ihrer Natur nicht ausgelegt und sie würden wahrscheinlich auch früher oder später in uns verkümmern. Nein, Gott hat uns damit beschenkt, damit wir sie nutzen, einsetzen und damit anderen Menschen dienen und Gutes tun, und zwar großzügig. Erst dann tragen diese Gaben auch Früchte. Denn Paulus erinnert und ermutigt dazu: „Wer reichlich sät, wird reichlich ernten“. Entscheidend ist dabei, dass unser Geben von Herzen kommt und nicht widerwillig. Hierzu ein Beispiel. Manchmal, wenn ich einem Gottesdienst beiwohne, dann kommt mir plötzlich ein Gedanke, eine Idee, die mich zutiefst ergreift und im Herzen anrührt. Das war unter anderem ein Gespräch oder ein Telefonat mit einer Person, die ich schon lange nicht mehr gesehen oder gehört habe und an die ich – ausgelöst durch diesen Gedanken im Gottesdienst – dann mal wieder ein gutes Wort des Dankes, des Trostes … gerichtet habe. Oder eine nette Geste oder eine kleine Aufmerksamkeit wie ein Brief oder ein Besuch … Ich glaube fest, dass diese „innere Stimme“, die sich in solchen oder ähnlichen Augenblicken in uns regt, ein Zeichen Gottes, die Stimme Gottes ist. In solchen Momenten geht es dann auch nicht mehr um uns selbst, um unser Ego, um ein Lob oder Ähnliches, das man sich durch eine gute Tat erhofft, sondern nur noch um den Mitmenschen in seiner Situation. Und damit sind wir dann beim selbstlosen Schenken, „dass Dank an Gott hervorruft“.

Säen wir also die Saat, die uns von Gott gegeben wurde, reichlich aus, damit sie aufgehen kann. So kann Gott die „Früchte unserer Gerechtigkeit wachsen lassen“, wie es Paulus schreibt. Die Früchte, die aus einem guten, aus Gottes Geist hervorgehen, sind etwa Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Güte und Treue (Galater 5,22f.), die Taten aus dem bösen Geist wie etwa Feindschaft, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen oder Neid (Galater 5,19-21) entgegenstehen und trotzen.

„Gott liebt einen fröhlichen Geber“, lesen wir bei Paulus. Das ist es, was uns unter anderen Merkmalen als Christ/in kennzeichnen sollte. Schenken wir von dem, was uns Gott geschenkt hat, fröhlich, dankbar, demütig und von Herzen weiter, damit das Reich Gottes wachsen kann – unseren Nächsten zur Freude und Gott zur Ehre. Das bedeutet Gemeinde sein und Gemeinde leben für mich. Dann besteht eine Gemeinschaft von Glaubenden, die aus dem Geiste Jesu Christi lebt und ganz gewiss Früchte hervorbringt. Möge Gott uns dabei mit seinem Segen begleiten!


Mit herzlichen und besten Grüßen,

Stefan Arnreich, Gemeindereferent im Pastoralverbund