Geistlicher Impuls für den Monat Oktober 2021

Engel sind Boten Gottes


„Gott sieht man nicht. Aber wir spüren seine Gegenwart: In guten Menschen, in Momenten tiefer Liebe, in allem Guten, das uns begegnet. Gottes Engel ist uns nah.“ Dieses Zitat aus dem Gedicht „Ein Engel ist an deiner Seite“ von Peter Amendt erinnert mich heute, am Schutzengelfest an ein Erlebnis, das ich vor einigen Tagen hatte:

Es ist kurz vor zwölf. „Werde ich es noch schaffen?“. Ich sollte doch unbedingt Mutti zu ihrem Arztbesuch begleiten. Aufgeregt eile ich in die Praxis und erkundige mich an der Rezeption. Ich habe Glück. Die Termine haben sich nach hinten verschoben. Im Wartezimmer treffe ich auf eine alte Frau, der man die Aufregung von den Augen ablesen kann. Sie wurde bei ihrem letzten Besuch in der Praxis mit einer Diagnose konfrontiert, die sie verunsichert und ihr Angst macht - Todessangst. Ein leichtes Lächeln um ihren Mund verrät: „Ich bin so froh, dass du da bist.“ Endlich ertönt die Stimme der Arzthelferin aus dem Lautsprecher, die uns in das Sprechzimmer ruft. Hier angekommen, wird Mutti herzlich und einfühlsam von ihrem Arzt begrüßt. Mit einer warmen und beruhigenden Stimme fährt er fort: „Gut, dass Sie zu mir kommen. Wir zwei reden jetzt zusammen.“ Mutti zeigt ihre zitternden Hände. „Es gibt kein Grund zur Aufregung. Der liebe Gott meint es gut mit Ihnen. Sie haben eine milde Form einer fortschreitenden Bluterkrankung.“ Anschließend erklärt er ihr auf sanfte Weise die nächsten Schritte. Beim Verlassen des Raumes legt er seine Hand auf ihre Schultern und gibt ihr damit Trost und Hoffnung. Ich spüre, wie mich dieser Besuch berührt. Abends im Gebet erinnere ich mich an die Begegnung im Sprechzimmer. Sofort ist diese Wärme wieder da.

Selbst beim Schreiben dieser Zeilen verspüre ich die wohlwollende Atmosphäre. Ein Gefühl der Ruhe und des Friedens überkommt mich. Ja, mir wird bewusst, Gott hat uns einen Engel geschickt, der uns durch seine Worte und Gesten die Nähe Gottes geschenkt hat. Gott hält, was er verspricht: „Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen (Ps 91,11)

Noch im Gebet verweilend, denke ich nach. Wenn ich es mir recht überlege, begegnet mir dieser Engel jeden Tag immer wieder. Er offenbart sich im Kleinen und Unsichtbaren: Jemand hält mir die Türe auf, ein freundliches Lächeln, ein herzlicher Gruß, eine liebevolle Umarmung, ein aufmunternder anerkennender Blick. Ich erkenne und wertschätze all dies oft nicht, wenn es mir gut geht, weil ich zu beschäftigt bin, mich ablenken lasse von banalen Alltagstätigkeiten, die Kraft kosten und nerven, da ich ständig in Eile bin. Vielleicht aber auch, weil alles so selbstverständlich und alltäglich scheint. Es wird mir jedoch wieder einmal klar: Gott ist uns nah, der Mensch muss es nur ergreifen. Das Gebet und die Stille ist der kürzeste Weg, um Gott und seine Wirklichkeit in unserem Leben zu erkennen und zu spüren: Er ist die Kraft meines Lebens. Er ist mein Retter und Erlöser.