Impulse - Ruh ist!

„Ruh ist!“ So antwortete mir in diesen Tagen beim Bäcker ein lieber Mensch auf meine Frage: „Und wie ist´s bei euch?“. Er zitierte dabei seinen Großvater, der damit sehr konkret die Zeit um Weihnachten damals meinte. „Ruh ist!“ Natürlich sprach er dies im bei uns üblich Dialekt aus. Alles war damals geordnet worden, die Vorbereitungen für Weihnachten hatten Vorrang. Das Geschäft musste schließen. „Ruh ist!“ In Bezug genau auf diese Tage um Weihnachten, zum Jahreswechsel und kurz darauf, das klingt doch verlockend. Wir sehnen uns nach dem „Fertigwerden“, ohne es dabei zu sein. Etwas zum guten Abschluss bringen tut einfach gut. Etwas der Zeit entgegenführen, ohne dabei auf der Strecke zu bleiben. Weil das es eben oft nicht zu schaffen ist, bleibt die Sehnsucht. Ich frage mich jedes Jahr, warum wir uns immer wieder in den Weihnachtsstrudel begeben, wohl wissend, dass dies zum Gegenteil des Festes führt. Für mich war es letzte Woche eine kleine Wiederentdeckung aus Kindertagen, als ich mir die Geschichten des „Waldbauernbubs“ vom steirischen Heimatdichter Peter Rosegger vornahm. Der Schriftsteller, der in der absoluten Einfachheit und Klarheit des Waldhofes aufgewachsen war, erzählt dabei rückblickend, auch von den Tagen um das Weihnachtsfest. Vor allem der Augenblick des nächtlichen Aufbruchs zur Christmette nach St. Kathrein, also runter ins Dorf, bei hohem Schnee und klirrender Kälte, wird in reichen Farben beschrieben. Zu einem echten Erlebnis wird dann für den kleinen Peter die Mette selbst. In Kerzenschein gehüllt ist das Gotteshaus, in tiefer Ehrfurcht, alle die dort knien, weil diese Nacht so heilig ist. Schließlich schläft der Junge vor der Krippe in der Kirche ein. Manchmal frage ich mich, was uns noch fehlt, damit es „Ruhe ist!“ Ist es der lange Weg durch eine kalte Nacht? Ist es die angstfreie Hoffnung, dass die Kerzen auch noch flackern, wenn wir beim Krippchen längst eingeschlafen sind? Der Heimatdichter Peter Rosegger wurde berühmt, weil ihm jemand zuhörte und dieser Mensch fasziniert war, von der Einfachheit des Lebens und des Glaubens auf dem schlichten Bauernhof. Lasst uns doch mal in diesem Jahr „Christtagsfreude“ heimholen, ohne eine Tasche zu packen. Sie soll im Herzen mitgetragen sein. Das Auspacken ist schwieriger, aber der Wert bleibt über Weihnachten bestehen, weil: „Ruh ist!“ 

So wünsche ich aus dieser Ruhe heraus ein frohes und von Gott getragenes neues Jahr 2022!


Pfr. Markus Blümel - leitender Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft