Der gute Hirte hat ein Auge auf seine Schafe
Wer
einmal eine Pilgerreise nach Rom unternommen hat und dabei auf den Spuren des
frühen Christentums unterwegs war, kann sicher vom Besuch in einer Katakombe
berichten. Das als Begräbnisstätte errichtete unterirdische System von Gängen
und Nischen ist faszinierend und geheimnisvoll zugleich. In der unter Papst
Calixtus im 3. Jahrhundert erbauten Katakombe kann man eine der ältesten
Darstellungen Jesu im Motiv des „Guten Hirten“ sehen. Christus trägt dabei
behutsam ein kleines Schaf auf seinen Schultern. Angelehnt ist das Bild an eine
Stelle im Johannes-Evangelium, in der Jesus von sich als dem „Guten Hirten“
spricht. (Joh 10,11-18). Der Betrachter kann die Sorge sehen, die Jesus für die
Menschen hat. Es gehört demnach zur Eigenschaft des Herrn, dass er um die ihm
anvertraute Herde weiß und sogar dem verlorenen Schaf nachzugehen vermag. Das
Fresko in der Katakombe konnte sicher den Menschen zur Zeit der Verfolgung
durch das römische Reich Ermutigung und Stütze sein. Der Blick auf den Hirten,
der trägt ist verbunden mit dem bekannten Psalm 23. Hier heißt es in den Versen
1-2: „Der Herr ist mein Hirte nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf
grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Auch heute brauchen wir
verstärkt das Bewusstsein einer Stütze, bzw. eines tragfähigen Fundamentes.
Wenig hat Bestand. Vieles ist in Bewegung. Wer sucht ihn nicht den Ruheplatz am
Wasser, oder jene Weidefläche, die wohl sein lässt. An mir selbst liegt es
immer wieder mit dem Blick auf das Bild des guten Hirten loszugehen, um mit dem
Klang der vertrauten Stimme auch zum Ziel zu kommen. Der Sonntag nach dem
Weißen Sonntag ist traditionell der „Sonntag des guten Hirten“. Ich wünsche
mir, dass wir uns das Bewusstsein eines behütenden und wachen Blickes für
alles, was und umgibt bewahren. Eine echte Hilfe kann dann auch sein, sich
ähnlich getragen zu fühlen wie das Schaf auf den Schultern des guten Hirten:
Jesus!
Pfarrer Markus Blümel