Den richtigen Ton finden
Den richtigen Ton finden
Den richtigen Ton finden – Hilfen zum Anstimmen des Lebens

„Da sagte Jesus ... Auch ich verurteile dich nicht.

Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

(Joh 8,11b)

Die Elemente verändern sich untereinander,

wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus

ändern und doch den gleichen Klang behalten.

Dies lässt sich aus der Betrachtung

der Geschehnisse deutlich erkennen.

(Weish 19,18 )

JVA Hünfeld/Fulda – Trotz des schönen Wetters Gottesdienst feiern im Gefängnis? Den richtigen Ton finden unter der Sonne? Viele Gefangene würden im Sommer – wenn es möglich wäre – lieber im Schwimmbad als im Gottesdienst Zeit verbringen. Das Wetter und die Jahreszeit spielen immer eine Rolle in der Seelsorge. Ist es zu warm, dann hat dies einen Effekt auf den Besuch in der Gefängniskirche und auf Einzelgespräche. Gefängnisseelsorger Diakon Dr. Meins Coetsier und Pfarrer Andreas Leipold möchten den Inhaftierten trotz hoher Temperaturen eine Möglichkeit geben ihre Religion auszuüben. Im letzten Gottesdienst haben sie versucht gemeinsam mit den Gefangenen den richtigen Ton zu finden:

Kennen Sie das auch? Sie haben vieles ausprobiert, aber finden keine richtige Arbeit, Partner, Freunde oder Wohnung – Ja, keinen richtigen Weg im Leben? Aus der Not heraus versuchen Sie weiterhin alles selber zu machen, ohne göttliche Führung. Die „Lebens-Melodien“ selbst sind für Sie vielleicht kein Problem, aber Sie merken schnell, dass Sie manchmal „zu hoch oder zu tief sind“. Der Grund dafür liegt im „falschen Anfangston.“ Hinzu kommt vielleicht, dass Sie zwar ein wenig das Leben lesen, aber kein richtiges „Instrument“ oder „Glauben“ haben, um es spielen zu können. Jesus gibt in der Bibel einige Ratschläge und Anleitungen, wie Sie einen „stimmigen Ton“ treffen – angefangen beim ganz einfachen „intuitiven Tonfinden“ bis zum eher anspruchsvollen Umgang mit „den Lebensparadoxen“, sowie in Joh. 8,1-11 – „ Jesus und die Ehebrecherin

Jesus aber ging zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?

Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.

Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?

Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

Jesus gerät in eine Konfrontation mit Schriftgelehrten und Pharisäern. Die Frage lautet, ob die Frau, die soeben beim Ehebruch ertappt wurde, gesteinigt werden muss. Wie wird die Geschichte wohl enden?

Die Frage: Warum steinigte Jesus die Ehebrecherin nicht, obwohl es das Gesetz von Mose (im Alten Testament) so forderte? Was können wir im Gefängnis daraus lernen, was Barmherzigkeit bedeutet?

Mögliche Einsicht: Jesus heißt die Tat der Frau sowie die Straftaten der Inhaftierten nicht gut. ABER... Jesus hat der Frau und möchte so auch jedem Gefangenen, der seine Fehler einsieht, bedingungslos einen neuen Anfang schenken, weil er weiß, wie bedingungslos Gott selber – der Vater und Schöpfer von allem, was lebt – für den Menschen ist (Neues Testament).


Text und Bilder: Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld / JVA Fulda