Impuls - Mai 2025

Diakon Marcel Krawietz
Der Papst und ich
Ich war tatsächlich dabei. Eigentlich war meine Reise nach Rom aus anderen Gründen lange im Voraus geplant. Aber so ergab es sich, dass ich beim Begräbnis von Papst Franziskus dabei sein konnte. Und es war ein außergewöhnliches, tiefbewegendes Erlebnis!
Es ist schon erstaunlich: Die Medien sind plötzlich voll mit Kirche – und das weitgehend positiv oder zumindest ehrlich interessiert. Über Papst Franziskus waren unzählige Rückblicke und Kommentare zu sehen und zu lesen, die ihn würdigten. Und nun beschäftigt doch auch viele das Konklave und die Wahl des neuen Papstes. Was geschieht da? Wie lange wird es dauern? Welche Farbe hat der Rauch? Und vor allem: Wer wird es? Alles geheimnisvoll, trotz aller Schlichtheit pompös, eine uralte und heilige Atmosphäre verbreitend. Vom Papsttum geht eine ungebrochene Faszination für viele Menschen aus, selbst wenn man es ablehnt oder einfach nur seltsam findet.
Das hat mich nachdenklich gemacht. Wer ist der Papst eigentlich für mich? Welche Rolle spielt er in meinem Leben?
Der Papst ist der Nachfolger des Apostels Simon Petrus.
Petrus wird von Jesus zum „Felsen“ erklärt, der das unbezwingbare Fundament seiner Kirche ist. Und Jesus übergibt ihm „die Schlüssel des Himmelreichs“, heißt, die Vollmacht über die Kirche. Jesus macht Simon Petrus also zum einheitsstiftenden Chef seiner Freunde und zum Hirten, der sich um alles Entscheidende kümmern soll.
Und jeder Papst steht an der Stelle dieses Petrus.
Die Aufgaben sind immer dieselben geblieben:
Der Papst ist Lehrer. Er verkündet und erklärt die Bibel und den christlichen Glauben in der Kontinuität mit den ersten Christen. In schwierigen Fällen kann er mit Autorität entscheiden und so Sicherheit schenken.
Der Papst ist Priester. Er ist der Erste aller Bischöfe, Priester und Diakone, die ihr Leben in den Dienst für das Volk Gottes stellen. Er verwaltet die Sakramente. Er betet und arbeitet für das Heil der Menschen.
Der Papst ist Leiter. Er führt die Kirche in schönen und schweren Zeiten. Er garantiert die Einheit in der Vielheit, er „hält den weltumspannenden Laden zusammen“ und gewährt zugleich Freiheit zum Wachstum.
Es wird Menschen geben, die all das autoritär, seltsam, veraltet finden. Ich soll akzeptieren, dass die Kirche durch den Papst sicher in der Wahrheit steht, egal, was ich will? Ein einfacher Mensch – in der Papstgeschichte mal große Heilige, mal verkommene Bösewichte – soll mir geben, was für mein Leben und Heil gut, ja sogar notwendig ist? Und wenn der Papst der „Hirte“ ist, heißt das, ich muss ein „Schaf“ sein?
Darüber könnte man jetzt viel diskutieren, kritisieren, Argumente abwägen, Abhandlungen schreiben… Ich lasse das. Nur kurz etwas über meine Beziehung zum Papst.
Dass ich mit dem Papst verbunden bin, ist für mich unerlässlich. Es bedeutet für mich, dass alles, was zu meinem Leben mit Gott nötig ist, garantiert bei mir ankommt. Ich muss nicht mit allem, was der Papst sagt, übereinstimmen. Aber ich kann dank der sicheren Überlieferung und im Vertrauen auf den Experten aus dem Glauben der Kirche leben und weiß mich geschützt vor Irrtümern. Ich und meine Meinung sind eben nicht das Maß aller Dinge. Ich weiß nicht zwingend alles besser. Ich bin dankbar, dass es da einen gibt, der für mich betet und sich – auch unbekannterweise – um mich sorgt. Der mir im Auftrag Gottes das tägliche Wort und Brot gibt, dass weit mehr ist als genug Nahrung zum Überleben. Und ich bin dankbar über diesen verbunden zu sein mit der Kirche, die Raum und Zeit übersteigt, jene Familie, die die besten Persönlichkeiten der Menschheit hervorgebracht hat. All das anzuerkennen, darin liegt für mich eine Demut, die ich leben will.
Der Papst ist weit weg vom Hessischen Kegelspiel. Für mich fühlt es sich jedoch gar nicht weit an. Denn egal, wer der neue Papst wird, er ist Petrus – und ich bin bei ihm in Rom zuhause!
Und was bedeutet dir der Papst?
Zu meinen Erfahrungen hat mich eine Zeitung aus unserer Region interviewt: