Impuls - Oktober 2025
Pfarrer
Andreas Matthäi
Kunstwerk – Netzwerk
Manche Kunstwerke sind auf den ersten Blick nicht zu sehen oder zu erkennen. In manchen Museen werden Exponate ausgestellt, bei denen sich der „normale“ Betrachter bei dem Gedanken ertappt fühlt: „Ist das wirklich Kunst, oder sollte man es wegräumen?“

Das Kunstwerk auf dem Foto ist in der Regel in der Natur nicht sofort zu sehen oder zu erkennen. Der Sinn eines Spinnennetzes liegt darin, (fast) unsichtbar zu sein. Doch die Tauperlen, die sich auf diesem Netz angesammelt haben, machen es sichtbar. Der Herbstnebel hat sich auf dieses Kunstwerk gelegt. Die Wassertropfen sehen aus wie kleine Perlen, die auf einer Schur aufgefädelt wurden. Sie machen die Struktur dieses Kunstwerkes erkennbar, die diesem Netzwerk zugrunde liegt.
Markant sind die Fäden, die außen festgemacht und zur Mitte hin ausgerichtet sind. Sie bilden die Grundstruktur, die von außen ins Zentrum führt. Nur, wenn sie außen und innen fest angeknüpft sind, geben sie Halt. Richtig befestigt, halten sie selbst dem Wind stand.
Dazwischen sind Querfäden gespannt, die zusätzlich Festigkeit und Stabilität geben. Aber sie haben noch eine weitere wichtige Aufgabe, denn nur durch die Querverbindungen verfangen sich Insekten in dem Netz. Sie sichern der Spinne das Überleben. Darüber hinaus geben sie der Spinne auch die Möglichkeit, sich quer über das Netz zu bewegen.
Für mich ist dieses Bild ein Sinnbild für meinen Glauben.
Was meinen Glauben ausmacht, das ist oft auf den ersten Blich nicht zu sehen oder wahrzunehmen. Erst wenn sich ein Schleier über das eigene Glaubensnetz legt, wird es sichtbar. Erst wenn es auffangen oder tragen muss, entfaltet es seine Kraft. Was ich mit dem Netzwerk meines Glaubens auffange und trage, das hilft meiner Seele lebendig und gesund zu bleiben.
Wie bei einem Spinnennetz ist es wichtig, Stränge im Glauben zu haben, die fest verankert sind. Festgemacht am Wort Gottes, an Glaubenserfahrungen, an anderen Glaubenden und an der Beziehung zu Gott Vater, Jesus Christus und dem Heiligen Geist.
In meinem Glaubensnetz sind mir die Querverbindungen wichtig. Die Gemeinschaft in unseren Gemeinden und den Dörfern. Die Alltagserfahrungen, die mir immer wieder einen Fingerzeig von der Gegenwart Gottes schenken. Die Beziehungen zu anderen Christen macht mein Glaubensnetz fest und stabil.
Vielleicht regt das nächste Spinnennetz, das Sie in der Natur sehen, oder das an ihrem Fenster hängt, bevor sie es entfernen, dazu an, darüber nachzudenken, was Ihr persönliches Glaubensnetz so wertvoll, kunstvoll und tragfähig macht.
Viel Freude beim Entdecken Ihres Glaubensnetzwerkes wünscht Ihnen
Ihr
Andreas Matthäi, Pfr.